Antwort an Jürgen Graf
Ich werde Ihre Einleitung beiseite lassen und lediglich auf die Anschuldigung antworten, die damit beginnen “Schwer ins Gewicht fällt aber Ihre Behauptung, wir hätten die sowjetische Expertise über Majdanek des längeren zitiert, “ohne hier und dort ein Wort der Kritik oder eine Anmerkung einzuflechten”.
1) Ich habe niemals behauptet, daß C. Mattogno sich der Kritik an der polnisch-sowjetischen Expertise enthalten hätte. Ich habe gesagt daß er sie wiedergegeben hat, “ohne hier und dort ein Wort der Kritik oder eine Anmerkung einzuflechten” und daß er dem Leuchter-Bericht die gleiche Behandlung hätte zuteil werden lassen müssen, den er auch zunächst hätte wiedergeben sollen, bevor er Kritik deren übte.
2) Sie schreiben: “Die Revisionisten haben oft irrtümlich behauptet, es habe seitens der Exterminationisten nie ein Gutachten über die ‘Gaskammern’ gegeben”. Das habe ich jedoch meinerseits niemals gesagt. Ich habe oft französische, amerikanische, polnische oder sowjetische Gutachten erwähnt oder zitiert, aber stets auf deren trügerischen Charakter hingewiesen. Zum Beispiel haben die Polen und Sowjets im Falle Majdanek als “forensisch-chemische Laborexpertise” (S. 126-128) chemische Analysen nicht etwa der Räume, die zu Massenvergasungen gedient haben sollen, sondern von einfachen Zyklon-Büchsen oder einfachen Flaschen mit Kohlenoxid vorgelegt!
3) Wenn für mich wie für viele andere, ob Verfechter der (Juden)Vernichtungs-These oder Revisionisten, gilt, daß Majdanek “nicht wichtig” ist, dann ist das nicht absolut zu verstehen, sondern lediglich in bezug auf Auschwitz. Nichtsdestoweniger glaubte F. Leuchter, Majdanek untersuchen zu müssen, denn dieses Lager war zusammen mit Auschwitz das einzige in Polen, wo den Besuchern angebliche Gaskammern für Massenvergasungen gezeigt wurden (lassen wir den Fall Stutthof-Danzig einmal beiseite). Hätte er es nicht getan, dann hätte man einen Vorwand gehabt, um ihn der Nachlässigkeit zu bezichtigen.
4) Ich glaube nicht, daß meinerseits eine “Verengung der Optik” vorliegt, wenn ich mich zuerst und vor allem für die Gaskammern, denn eventuell für die wahnwitzigen Totenziffern interessiere. Ich habe “Wieviel Tote in Auschwitz?” geschrieben und könnte mir vorstellen, daß jemand seine Zeit opfert, um einen Artikel “Wieviel Tote in Majdanek?” zu schreiben.
5) Sie berufen sich zu Ihrer Verteidigung auf M. Weber, I. Weckert und U. Walendy, aber zunächst einmal weiß ich nicht, was genau diese drei Personen gesagt haben, andererseits könnte ich mich auch zu meiner Verteidigung auf andere Namen berufen; ich werde jedoch davon Abstand nehmen, weil ich mich davor hüte, daß man sich in diesem Fall auf das “Argument der Autorität” stützen sollte. Ich freue mich jedoch, daß Sie Germar Rudolf dem Herausgeber Ihres Buches ñ die Behandlung erspart haben, die Sie Fred Leuchter angetan haben.
6) Sie nennen R. Hilberg, die Verfasser des Buches NS Massentötungen durch Giftgas, G. Reitlinger und Martin Broszat und sagen, daß alle diese Autoren die Massenvergasungen von Majdanek entweder bestätigt oder zumindest nicht ausdrücklich bestritten haben. Ich stelle folgende Frage: Da Sie diese Autoren in Ihrem Buch namentlich genannt haben, warum haben Sie das getan, ohne das zu sagen und ohne zu berichten, was diese Autoren über das eigentliche Thema der Gaskammern von Majdanek sagen konnten? Ist das deswegen so, weil Sie denn etwas hätten erwähnen müssen, an das ich selbst in meinem Bericht über Ihr Buch erinnert habe und wovon Sie hier immer noch nicht sprechen? Ich habe nämlich geschrieben: “Bei diesen orthodoxen Historikern stellen wir eine lasche Überzeugung, eine große Verschwommenheit und einen deftigen Mißklang fest”. Ich nenne noch andere Autoren: Olga Wormser-Migot und Leni Yahil, deren Namen in ihrem Buch nicht erscheinen, und Lucy Dawidowicz, deren Name erscheint, jedoch in bezug auf etwas anderes als auf Gaskammern von Majdanek; in einer Fußnote meines Berichts weise ich nachdrücklich auf den Fall des Adam Rutkowski hin.
7) Ich erwähne verschiedene Male den Düsseldorfer Majdanek-Prozeß in meinem Buch Écrits révisionnistes (1974-1998) (4 Bände), auch auf den Seiten, die nicht im Sachregister aufgenommen sind. Weit davon entfernt, diesen Prozeß vernachlässigt zu haben, habe ich mich sogar mit dem Anwalt Ludwig Bock in Verbindung gesetzt, um zu versuchen., dort den Gaskammer-Betrug ans Tageslicht zu bringen. Ich hatte mich übrigens auch für die mutigen Bestreitungen der Charlotte Mayer, der Rosa Süss und der Hermine Braunsteiner-Ryan interessiert (Frau Ryan wurde m.W. als einzige Angeklagte unschuldig zu lebenslanger Haft verurteilt. Ihr waren nur ganz wenige schwerkranke Jahre vergönnt, mit ihrem Gatten in Freiheit zu leben, der immer treu zu ihr hielt. Sie starb im April 1999, d. Übers.)
Leider! Prozesse wie der gegen Alfons Götzfrid, auf den Sie mit Recht hingewiesen haben, sind, wie Sie richtig sagen, “Schauprozesse”. Auch heute erleben wir immer noch eine Vielzahl von Schauprozessen der gleichen Arte auch in Frankreich.
8) Warum sagen Sie kein Sterbenswörtchen, weder in ihrem Buch noch in Ihrem Offenen Brief, von dem, was ich Ihnen über das Urteil eines Berliner Gerichts gesagt habe, das am 8. Mai 1950 erklärte: “[…] im Gegensatz zum Lager Auschwitz das von Majdanek keine Vergasungsanlage besaß”? Ist das so, weil dies die Position derjenigen stärkt, die wie ich glauben, daß Majdanek im Gegensatz zu Auschwitz “nicht wichtig” ist?
9) Sie sagen, in meinem Buch, in dem sich einige Studien befinden, die in der Zeit von 1974 bis 1998 geschrieben wurden, hätte ich mich in bezug auf Majdanek auf “eine bloße Erwähnung des Lagers” beschränkt; Sie sagen ganz genau “fast immer”. Dieses fast hat seine Bedeutung. Sie beschuldigen mich auch, etwas zu behaupten, statt zu beweisen. Legen Sie meine Schriften noch einmal durch: ich habe mich der gleichen Argumente bedient, um die chemischen und andere Unmöglichkeiten des Vorhandenseins von Gaskammern zur Menschentötung sowohl in Auschwitz als auch in Majdanek zu bestätigen.
10) Als Pionier mag F. Leuchter durchaus Fehler begangen haben. Und diejenigen, die diese Fehler berichtigen, begehen vielleicht ihrerseits andere Irrtümer. Man kann Irrtümer aufzeigen, wie man sich auch die Mühe machen kann, die Fehler eines Kopernikus oder eines Galilei festzustellen; Wenn aber, so scheint es mir, dann unter drei Bedingungen: 1. daß wir uns daran erinnern, was wir ihm Ungeheures schuldig sind; 2. daß wir ihn seine These darlegen lassen (auf Deutsch für die deutschen Leser); 3. daß wir ihn ohne Böswilligkeit und mit um so mehr Bescheidenheit kritisieren, und zwar so, daß man zunächst dazu verpflichtet ist, ihm im Grundsatz zuzustimmen und dabei berücksichtigt, daß er scheinbar nicht mehr dazu in der Lage ist, den Kritikern zu antworten, und dies genau wegen der Leiden, die ihm seine bemerkenswerte Entdeckung eingebracht hat.
11) Zum Punkt der “Böswilligkeit” in bezug auf F. Leuchter würde ich, alleine auf der Seite 156, folgende Worte anführen: “Dies wiederum widerspricht Leuchters eigener Aussage”, “Im Widerspruch zu seinen Aussagen”, “unklar”, “unfundiert”, “Oberflächlichkeit”. Was die “persönlichen Angriffe” betrifft (auf den Ingenieur oder Techniker), würde ich auf der gleichen Seite zitieren “noch trügerischere Argumente”, “technisch gesehen unsinnig”, “Unkenntnis”. Ich könnte noch viele andere Worte zitieren, zum Beispiel: “Leuchters historische Inkompetenz” (Urteile unbestritten, von Pressac, S. 155) oder “chemisch und technisch gesehen hinfällig” (S. 157). Es ist die Gesamtheit, die verwundet, und es sind nicht die Worte im einzelnen, vor allem, wenn im Gegensatz dazu die Verfasser auf mehr als dreihundert Seiten kein Wort gefunden haben, um die Verdienste eines revolutionären technischen Gutachtens zu würdigen.
12) Ich selbst habe 1991 aufgezeigt, daß “Pressacs Les carences et incohérences du rapport Leuchter de facto eine recht gute Widerlegung der Legende von der Massenvergasungen in Majdanek darstellt”. Nun, warum haben Sie das in Ihrem Buch verschwiegen?
13) Was das “Erntefest” betrifft, wobei ich wiederhole, daß ich C. Mattognos Analyse zu schätzen weiß, so hätte ich mir eine tiefergehende, sachliche Untersuchung zur Anzahl der Leichen gewünscht, welche die “Gräben” überhaupt enthalten können (S. 220). Ich wäre auch glücklich gewesen, wenn C. Mattogno ein Dokument vorlegen könnte wie es in bezug auf Auschwitz oder Treblinka vorhanden ist ñ das beweist, daß zum Zeitpunkt des angeblichen “Erntefest”-Massakers Transporte von Juden in andere Lager oder Standorte in Polen stattgefunden haben.
14) Ich nenne “Rechtschaffenheit” die Tatsache, daß ein Schuldner seine Schuld gegenüber seinen Gläubigern oder seinen Vorgängern anerkennt. C. Mattogno hatte deren mindestens drei: Ditlieb Felderer, R. Faurisson und F. Leuchter. Er nimmt davon Abstand, die beiden ersten namentlich zu nennen, und er mißhandelt den dritten.
In einem einfachen Artikel kann man notfalls auf die Nennung seiner Gläubiger, verzichten, aber man verfährt anders in einem Buch wie dieses, in dem sich ein Abschnitt mit der Überschrift: “Majdanek in der revisionistischen Literatur” befindet.
15) Sie behaupten, C. Mattogno lege “sehr wohl” die Argumente F. Leuchters auf den Seiten 155-157 dar. Leider nein! Vergleichen Sie diese Seiten mit den Absätzen 12 und 17 des Leuchter-Berichts, die Majdanek gewidmet sind. Ich habe berechnet, daß diese beiden Absätze insgesamt etwa 100 Sätze beinhalten, mit etwa 1.500 Wörtern. C. Mattogno faßt das alles mit 5 Sätzen von insgesamt 100 Wörtern zusammen, zu denen sich kleine Bruchstücke von insgesamt 40 Wörtern hinzugesellen. Ich spreche nicht von den “Tabellen und Abbildungen” des Leuchter-Berichts über Majdanek. C. Mattogno hat der wörtlichen Wiedergabe der polnisch-sowjetischen Expertise rund 3.800 Wörter, gewidmet! Er hätte sehr wohl ungefähr 1.500 Wörter der Wiedergabe der Kapitel 12 und 17 des Leuchter-Berichts auf Deutsch widmen können. Niemand bezweifelt meiner Ansicht nach, daß der Leser denn von der Klarheit, der Nüchternheit und der Bündigkeit der Darstellungen Fred Leuchters angetan gewesen wäre.
16) Ich habe niemals bestritten, daß Sie dem Kampf gegen “die Lügen der heutigen Machthaber” einen hohen Tribut gezollt haben. Sie laufen Gefahr, 15 Monate lang in einem Kerker zu verbringen, und Sie vergessen zu sagen daß Sie bereits Ihren Arbeitsplatz in einer Privatschule verloren haben. Da ihrerseits D. Felderer, R. Faurissson, F. Leuchter, G. Rudolf und viele andere Revisionisten zusammen von einer großen Anzahl von Prozessen, von Haftstrafen, von Geldstrafen, von Schlägen und Verletzungen, von ruinierter Gesundheit, von beeinträchtigten oder zerbrochenen beruflichen oder familiären Lebensabläufen sowie von vielen anderen Prüfungen heimgesucht worden sind, schlage ich Ihnen vor, dieses traurige Thema dort zu lassen, wo es ist. Ich berief mich meinerseits nur auf die grausamen Prüfungen F. Leuchters, um zum Ausdruck zu bringen daß diese ihn zumindest vorläufig ñ zum Schweigen verurteilt haben. C. Mattogno und Sie wußten das. Das hätte für Sie beide ein Grund mehr sein müssen, um ihn nicht so zu behandeln, wie Sie es leider und ungerechterweise getan haben.
Zum Schluß drücke ich den Wunsch aus, daß Leuchter eines Tages aus seinem Schweigen heraustreten kann und daß alle Revisionisten eines Tages in der angenehmen Situation arbeiten können, in der sich C. Mattogno befindet, eine Situation, von der ich aufrichtig wünsche, daß sie ihm erhalten bleibt.
© 1.8.1999. Übersetzt von Hans-Rudolf von der Heide