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Brief an Herrn Rudolf Sauer

15. Januar 1997

Lieber Herr Sauer,

Ich danke Ihnen für Ihren liebenswürdigen Brief vom 30. Dezember und das beigelegte Informationsmaterial. Ich danke Ihnen gleichfalls dafür, dass Sie mir auf Französisch, und zwar in sehr gutem Französisch, geschrieben haben.

Doch werden Sie mir gestatten – dies hoffe ich zumindest –, Ihnen ebenfalls anzuvertrauen, dass Ihre Sendung bei mir ein Gefühl der Entmutigung erweckt hat.

Es ist nun zwanzig Jahre her, seitdem ich entdeckt habe, was Sie entdeckt haben, nämlich dass es reicht, die Eigenschaften einer Hinrichtungsgaskammer in einem US-Zuchthaus zu kennen, um zu begreifen, dass die angeblichen Nazigaskammern vom physikalischen und chemischen Standpunkt aus undenkbar sind. In zwanzig Jahren habe ich dies zwanzigmal in Büchern, Artikeln, Videofilmen und auf Vorträgen dargelegt. Noch im Herbst 1994, im Sammelband Grundlagen zur Zeitgeschichte, veröffentlicht beim Grabert Verlag, Tübingen, habe ich darauf bestanden, dass man meine Argumentation zu diesem Punkt durch die Gegenüberstellung von zwei Photographien zusammenfasste: Die erste zeigt die Tür einer Gaskammer im Zuchthaus von Baltimore und die andere eine der Türen der angeblichen Nazigaskammer in Auschwitz I. Diese einfache Gegenüberstellung spricht Bände.

In der Mitte der siebziger Jahre bin ich auf das gestossen, was ich “das Argument der US-Gaskammer” nenne. Ich habe darauf eine umfangreiche Forschungsarbeit in die Wege geleitet. Ich habe, wenn ich mich recht erinnere (hier in St. Anton habe ich meine Dokumente nicht bei mir), an die Direktoren von 12 US-Zuchthäusern geschrieben. Ich glaube, sechs oder sieben haben mir geantwortet. Meine Fragen waren natürlich hauptsächlich technischer Art. Die Antworten entsprachen genau dem, was ich erwartet hatte. Sie bewiesen, wie kompliziert und gefährlich für die Durchführenden die Vergasungsprozedur ist. Doch damit gab ich mich nicht zufrieden. Ich begab mich nach Baltimore (Maryland), wo ich eine Gaskammer untersuchen konnte, und ich liess mir ihre Funktionsweise erläutern. Ich habe 8 Photos hergestellt oder herstellen lassen. Ich veröffentlichte diese Photos in allen möglichen Teilen der Welt zusammen mit dem “Gas Chamber Procedure Check Sheet”, also der Bedienungsanleitung für die Gaskammer. Ich las auch eine erhebliche Zahl von historischen oder technischen Werke zu diesem Thema.

ICH WAR DER ERSTE AUF DER WELT, DER AUF DIESES ARGUMENT VERFIEL, DER DIESBEZÜGLICHE FORSCHUNGEN UNTERNAHM, DER DIE ERGEBNISSE DIESER FORSCHUNGEN VERÖFFENTLICHTE. ICH WAR AUCH, ALLGEMEINER GESPROCHEN, DER ERSTE, DER SICH DER CHEMISCHEN ARGUMENTATION IN IHRER GESAMTHEIT BEDIENTE, D.H. AUCH DURCH DAS STUDIUM DER ZYANWASSERSTOFFSÄURE, DES “ZYKLON B”, DER ENTLAUSUNGS- ODER ENTWESUNGSGASKAMMERN, DER ENTWESUNGS-, DESINFEKTIONS- UND UNGEZIEFERVERTILGUNGSPROZEDUREN.

Weder einem deutschen Chemiker (und in Deutschland gab es doch haufenweise Chemiker) noch einem amerikanischen Ingenieur (und es gab doch haufenweise amerikanische Ingenieure, die wussten, dass man in ihrem eigenen Land Menschen mit Gas umbrachte), sondern einem Franzosen, einem Professor für Französisch, Latein und Griechisch war es vorbehalten, diese Entdeckung zu machen.

Ich lege um so grösseren Wert auf diese Entdeckung, als es mir ausgesprochen schwer gefallen ist, den Leuten ihre Bedeutung klarzumachen. Noch heute werden Sie Revisionisten finden, welche die Reichweite dieses “Arguments der US-Gaskammer” immer noch nicht begriffen haben: Dies gilt namentlich für den Amerikaner Friedrich Paul Berg (kurz “Fritz Berg” genannt) und den Italiener Carlo Mattogno.

Im Jahre 1978, bei der ersten internationalen Revisionistenkonferenz (sie fand in Los Angeles statt), erwies sich Ernst Zündel von meiner ganzen chemischen Argumentation lebhaft beeindruckt, doch eigentümlicherweise mass er dem “Argument der US-Gaskammer” nicht dieselbe Bedeutung zu wie meinen anderen Argumenten (insbesondere hatte ihn meine Studie zweier Passagen der “Aufzeichnungen” von Rudolf Höss aufgewühlt, wo der erste Auschwitz-Kommandant angeblich eine Vergasungsoperation schilderte: Die Mitglieder des Sonderkommandos drangen seinen Ausführungen zufolge in einen Ozean von Blausäure vor, um dort Tausende von blausäurevergifteten und somit verseuchten Leichen anzupacken, und dies, indem sie assen und rauchten, was bedeutet, dass sie nicht einmal Gasmasken trugen). Selbst bei seinem ersten, 1985 durchgeführten Prozess schien E. Zündel nicht sonderlich an meinem “Argument der US-Gaskammer” interessiert. Plötzlich, im Jahre 1988, ganz am Anfang seines zweiten Prozesses, bat er mich, ihm meine zu Beginn der siebziger Jahre geführte Korrespondenz mit den US-Zuchthäusern zugänglich zu machen. Zu jenem Zeitpunkt ging ihm ein Licht auf, und er schrieb Briefe an diese Zuchthäuser. So erhielt er einen Brief von Bill Armontrout, der ihm mitteilte, der amerikanische Spezialist für Vergasungstechnologie sei… Fred Leuchter. Ich habe mich auf Ersuchen Zündels hin mit F. Leuchter in Verbindung gesetzt. Und stellen Sie sich vor: Ich war es, dem es dank meiner Dokumentation zu diesem Thema gelang, ihm klarzumachen, dass die Nazigaskammern – AN DIE ER GLAUBTE – von ihm untersucht werden mussten. FÜR MICH WAREN SIE AUS PHYSIKALISCHEN UND CHEMISCHEN GRÜNDEN UNDENKBAR.

F. Leuchter war freundlich genug, die einschlägigen Örtlichkeiten in Polen aufzusuchen, und Sie kennen seinen Bericht (ich darf Sie darauf hinweisen, dass ein grosser Teil der darin figurierenden Dokumente Leuchter von mir zur Verfügung gestellt worden war, um seine eigenen Schlussfolgerungen noch besser zu illustrieren). Zusammen haben wir später die angeblichen “Gaskammern” von Dachau, Mauthausen und Hartheim untersucht; wir begaben uns zusammen mit Mark Weber an jene Orte, und das Ergebnis unserer Untersuchungen war der “Zweite Leuchter-Bericht”.

Leider habe ich weder die Zeit noch (hier, in St. Anton) die Möglichkeit, Ihnen eine Bibliographie zu liefern. Ein Rat: Meiden Sie ein amateurhaftes Werk wie das von Ihnen zitierte, Die Hinrichtungsindustrie von Stephen Trombley, wie die Pest! Es ist nicht seriös. Ich begreife, dass es in Ihrem Fall dieses Buch war, das Ihre Neugier erweckt hat. Sie sollten dann aber, wenn Sie sich ernstlich mit dem Thema auseinandersetzen wollen, dieses dürftige Werk zum Ausgangspunkt für eine persönliche Untersuchung der Frage machen. Doch diese Untersuchung, ich wiederhole es, habe ich bereits vorgenommen.

Mit freundlichen Grüssen

Robert Faurisson

P.S.: Ich gestatte mir noch, Sie auf einen höchst ärgerlichen Druckfehler in meinem Vorwort zum erwähnten Sammelband Grundlagen zur Zeitgeschichte aufmerksam zu machen. Statt “in den Gaskammern der NS-Gefängnisse” muss es richtig “US-Gefängnisse” heissen.